Filmentwicklung für Faule: Standentwicklung

Heute beschreibe ich dir, wie ich meine schwarz & weiß Filme selber entwickle – mit einer Methode, die für faule Menschen wie mich ideal ist: Standentwicklung. Es gibt bei dieser Methode Vorteile und auch Nachteile gegenüber der herkömmlichen Filmentwicklung – einige davon werde ich versuchen zu nennen, beziehungsweise nenne ich die Unterschiede – ob es nun Vor- oder Nachteile sind, muss jeder für sich entscheiden.

Ohne zu viel in Details zu gehen, die Standentwicklung unterscheidet sich von der „normalen“ Filmentwicklung hauptsächlich darin, dass man hier nicht so super genau sein muss, was die „Zutaten“ und die Zeiten angeht. Die Entwicklung an sich dauert etwas über eine Stunde inklusive Vorbereitung und Waschung der Negative und sie ist beinahe Idiotensicher.

Was benötigst du jetzt? Messbecher, Dunkelkammer (oder Alternative), Fixierer, Entwickler, Entwicklungstank, Stoppuhr und Zeit. Eine genaue Auflistung inklusive Links zum Bestellen folgt am Ende des Beitrages. Hier ein Foto mit dem, was ich immer verwende. Das Thermometer ist optional.

Standentwicklung

Bevor du überstürzt einkaufen gehst – diese Anleitung bzw Methode ist 1. sicher nicht das Optimum, 2. nicht von mir ausgedacht (nur angepasst/ein wenig remixed quasi) und 3. nur für schwarz & weiß Filme gedacht und auch nur mit 35mm Kleinbildfilm getestet. Es ist eine Methode, die ich selbst für gut befinde – sie muss für dich nicht ideal sein. Außerdem übernehme ich keine Haftung für irgendwelche Fehlentwicklungen, die entstehen könnten. Das sollte klar sein…

Also… Anfang. Zuerst nimmst du dir deinen belichteten Film, deinen Entwicklungstank inklusive Spirale, einen Flaschenöffner oder ein Messer sowie eine Schere und packst dies alles in den Wechselsack, den du dann gut schließt. Mit dem Öffner oder dem Messer kannst du den Filmkanister öffnen, den Film rausholen und vorsichtig auf die Spule wickeln – hier übst du am besten vorher. Viel falsch kann man nicht machen, selbst ich hab es beim ersten Versuch geschafft – aber sicher ist sicher.

Der Film ist raus und aufgespult, weiter gehts…

Entwickeln

Die Spule samt Film lege ich dann noch für etwa 5 Minuten in den mit Leitungswasser gefüllten Entwicklungstank. Die Temperatur habe ich bisher nie gemessen – ich glaube, die normalen ca 20 Grad sind ausreichend. Je wärmer, desto mehr Rauschen gibt es später – hab ich zumindest irgendwo gelesen… Wenn der Film eingeweicht ist, geht es an die Entwicklung. Ich nutze mit dem OneShot eine Mischungsverältnis von 1:100 – das bedeutet, ich nutze für meinen Tank 400ml Wasser und 4ml Entwickler (dadurch habe ich 404ml Entwicklerlösung). Ordentlich im Messbecher umrühren, den Film in die Entwicklerdose, diese gut verschließen und die Lösung einfüllen. Eine Minute lang sanftes Kippen, den Tank mit der Unterseite 1 bis 2x auf eine feste Oberfläche „klopfen“ um Blasenbildung zu vermeiden und die ganze Suppe für 60 Minuten stehen lassen. Also Stoppuhr im iPhone oder sonstwo an, Film gucken, Pizza essen oder was auch immer… Ist die Zeit um, geht es weiter.

Waschen

  • Schutzkappe des Tanks lösen, Entwicklerflüssigkeit auskippen (ist verdünnt, könnte theoretisch in die Toilette – sicherheitshalber aber vernünftig entsorgen)
  • 500ml Wasser einfüllen
  • 5x Kippen, Tank leeren und neu befüllen
  • 10x Kippen, Tank leeren und neu befüllen
  • 20x Kippen, Tank leeren

Fixieren

Hier nehme ich eine Gesamtmenge von 400ml für eine Rolle Film mit einem Mischungsverhältnis von 1+4, das heißt in meinem Fall 320ml Wasser und 80ml Fixierer. Also rein mit dem Zeug in den Entwicklungstank. Stoppuhr bereithalten – eine App geht auch.

  • 30 Sekunden lang Kippen, auf eine festen Oberfläche „schlagen“ bzw „klopfen“
  • nach 60 Sekunden: 3x Kippen, Behälter auf eine Oberfläche klopfen
  • das gleiche Spiel nach 120, 180, 240 und 300 Sekunden
  • bei 360 Sekunden den Behälter leeren
  • Waschvorgang starten (siehe oben, gleiche Methode)

Hinweis: erst JETZT nach dem Fixieren ist der Film nicht mehr lichtempfindlich und kann aus der Entwicklerdose entnommen werden!

Wenn die Waschung vorbei ist, alles schön ausspülen. Den Film vorsichtig von der Spule lösen und mit Wäscheklammern aufhängen. Trocknen lassen (3h oder länger zur Sicherheit).

Es gibt noch Abstreifer, mit denen man die nassen Filme vom Wasser befreien kann um Flecken von Trocknen zu verhindern. Habe ich nie genutzt, unser Wasser ist nicht so verkalkt. Hier muss man Erfahrungen sammeln. Die Wasserflecken bekommt man auch gut weg, wenn der Film trocken ist – so schlimm ist es also nicht.

Weiterhin gibt es die Möglichkeit, die letzte Waschung mit destilliertem Wasser durchzuführen ODER man gibt bei der letzten Spülung einen Tropfen Geschirrspülmittel dazu. Wie gesagt, probieren.

Wenn alles trocken und entwickelt ist, kannst du den Filmstreifen schneiden und scannen oder in den Schrank legen – was auch immer du willst. Den Fixierer kannst du übrigens wieder verwenden.

Mir persönlich ist es noch nicht aufgefallen, aber die Standentwicklungsmethode gibt in einigen Situationen einen sogenannten „halo effect“ der je nach Wassertemperatur oder Entwicklungszeit weniger oder stärker ausgeprägt ist. Filme, die auf diese Art entwickelt werden, haben auch etwas wenig Kontrast. Weiterhin ist die Körnung bzw das Rauschen höher, wenn das Wasser wärmer ist oder man das „Kippen“ zu sehr mit „Schütteln“ verwechselt. Die individuelle Durchführung dieser Standmethode führt also zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das Mischverhältnis verändern, die Standzeit verlängern, die Kippmethode – all das gibt aber auch eine persönliche Note zu dem fertigen Bild. Hier kann man also seinen eigenen Stil einbringen. Wie bei allem in der Fotografie bringt eine abgewandelte Durchführung die eigene Note.

Ich hoffe, es war einigermaßen verständlich und auch interessant – so entwickle ich zumindest meine Filme. Kleine Randnotiz zu 120er Film (Mittelformat/Mediumformat) – es sollte mit dieser Methode definitiv auch gehen, die Mischverhältnisse bleiben – lediglich die Menge an Wasser und daraus resultierend die Menge an Entwickler/Fixierer ändert sich entsprechend der Mischung.

Wenn du Frage und/oder Anregungen hast, hinterlasse einen Kommentar.

Nachtrag: schau dir auch gerne diesen Beitrag von kleinbildphotographie.de an, hier geht es detaillierter um die Ausrüstung: https://kleinbildphotographie.de/dein-start-in-die-analoge-fotografie/ausruestung-fuer-die-entwicklung-analoger-filme/

Einkaufsliste:

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  • Messbecher 500ml
  • S&W Entwickler wie Adox Rodinal OneShot oder vergleichbares wie Compard R09
  • Fixierkonzentrat z.B. Amaloco X89 (ist geruchlos und günstig)
  • Entwicklungstank inkl Spirale z.B. Jobo 35mm
  • Wechselsack für Filme

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2 Kommentare

  • In der Schule habe ich das letzte mal Filme entwickelt, uh ist das lange her. Aber du hast wirklich schöne Fotos. Ich brauche auch immer tolle Fotos für meinen Blog, also übe ich ganz fleißig. Will mir nur noch nicht so recht gelingen. Ich müsste dringend einmal einen Fotokurs machen. Wenn da nicht immer das verfixte Zeitproblem wäre. ;-) So jetzt hast du auch einmal einen anderen Kommentar als nur die deiner Familie. Bis bald man ließt sich. Lg Petra

  • dr schöberli · 3. Mai 2019

    Standentwicklung geht mit 120er Film genauso. Die Entwicklermenge muss eigentlich nicht angepasst werden, da 135er und 120er etwa die gleiche Fläche haben. Ich nehme mit meinem Patterson Tank jeweils 5 + 500ml pro Film.
    Kontrast kann gesteigert werden, wenn am Anfang länger gekippt wird, oder zusätzlich zwischendurch. Ich kippe immer zu Beginn einige Male und dann nach einer halben Stunde nochmals (also eigentlich nicht 100% Standentwicklung). Für mehr Kontrast kippe ich statt nach einer halben Stunde bereits nach 20 und dann nochmals nach 40 Minuten. So kommt wieder unverbrauchter Entwickler an den Film.

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